Tiere der Wüste Ybra
achdem euer Reiseziel feststeht, erklärt dir Khirimal, was für Vorbereitungen zu treffen sind. "Wenn wir zur Wüste Ybra fliegen, sollten wir uns genügend Wasservorräte mitnehmen." Emsig füllt sie einige Gefäße mit frischem Quellwasser und verstaut alles in eurem Reisegepäck. Danach nehmt ihr auf Ragnars breitem Rücken Platz und los geht's. Während des langen Fluges zur Wüste überquert ihr auch das Atoll der vier Jahreszeiten. Von hier oben aus sieht der Regenbogenturm winzigklein aus. Staunend schaust du auf Rhejvandar hinab und fühlst dich wie der König der Lüfte. Einige Zeit später landet ihr endlich an einer kleinen, idyllischen Oase. Von hier aus werdet ihr nun die riesige Wüste Ybra betreten. Ein nicht ungefährliches Unternehmen, denn schon viele Reisende haben sich hier verirrt und ihr Leben in der unbarmherzigen Glut der Sonne lassen müssen.
Schon nach kurzer Zeit stoßt ihr auf den ersten Wüstenbewohner. Auf einem flachen Stein sitzt ein etwa Handtellergroßes Insekt. Khirimal ermahnt dich, nicht zu nahe heranzutreten.
Flammling
Flammlinge gehören zur Gattung der Lichtfalter, ebenso wie die Fünkchen, sind aber größer als diese und von lodernden Flammen umgeben. Ihr natürlicher Lebensraum befndet sich in den weiten Flächen
der Wüste Ybra, wo sie relativ ungefährlich für die Umwelt sind. In der Regel ziehen die Flammlinge während der Sonnenzeit zur großen Oase, um dort an den Wasserstellen ihre Eier abzulegen. In extrem heißen Jahren kann es jedoch
vorkommen, dass sie auch andere Regionen Rhejvandars aufsuchen und nicht selten Brände in Wäldern oder Dörfern verursachen. Diese Flammlingszüge sind daher bei der Bevölkerung Rhejvandars sehr gefürchtet.
Ihr wandert weiter durch die Wüste, immer darauf achtend, dass eure Wasserbeutel noch voll genug sind, um auch noch für den Rückweg zu reichen. Plötzlich bedeutet Khirimal dir stehen zu bleiben. "Vorsicht", flüstert sie. Erstaunt siehst du dich um, doch nirgends scheint etwas Verdächtiges zu sein. Du siehst nur eine Pflanze in etwa zehn Meter Entfernung, deren Blüte schwach leuchtet.
"Obwohl es so aussieht wie ein Sonnentropfen, ist dies das Schwanzende eines Lichtdrachen", erklärt dir deine Führerin. Vorsichtig kehrt ihr um und werft immer wieder einen Blick hinter euch. Als ihr in sicherer Entfernung seid, bleibt ihr abwartend stehen.
Schließlich taucht aus dem Sand der riesige Drache auf.
Lichtdrache
Das Zuhause des Lichtdrachen sind die Wüstengegenden in Rhejvandar. Mit seinem schlangenförmigen Körper taucht er in die riesigen Sandmassen ein und schwimmt praktisch darin wie ein Fisch im Wasser. Daher ist er auch unter den einheimischen Rhejvandari als Sandschlange bekannt.
Sein etwa 10-15 Meter langer Körper endet in einem kleinen Hohlkörper, der im Gegensatz zu der gelblich-grünen Schuppenhaut fast durchsichtig ist. Während der Drache auf Beutezug ist, werden in seinem Körper Gase gebildet und in diesen Hohlkörper geleitet, wo sie sich mit Sauerstoff verbinden. Durch diese chemische Reaktion entsteht Energie, die in Form von Licht freigesetzt wird. Dadurch sieht der Schwanz des Lichtdrachen den Blüten des Sonnentropfens, einer in Wüsten heimischen Pflanzenart, ähnlich. Das ermöglicht es ihm, seine Beute in die Irre zu führen und anzulocken, während er sich mit dem restlichen Teil seines Körpers unter dem Sand versteckt.
Das Horn an seinem Hinterkopf dient ihm dabei als Ortungsinstrument. Er kann damit feinste Schwingungen und Veränderungen in seiner Umgebung wahrnehmen und erkennt so, wo sich sein Opfer befindet.
Glücklicherweise hat der Lichtdrache eine andere Beute erspäht, die unvernünftig genug war, sich seinem täuschenden Schwanzende zu nähern, so dass er euch nicht weiter beachtet und ihr euren Weg gefahrlos fortsetzen könnt.
Während ihr weiterwandert, seht ihr in einiger Entfernung ein kleines Tier vorbeilaufen, welches von einem etwas größeren Raubtier gejagt wird. Du beobachtest das Geschehen interessiert, vor allem der lange, wild umherpeitschende Schwanz fesselt deine Aufmerksamkeit. So fragst du Khirimal, um was für einen Jäger es sich handelt.
Gomaji
In den Randgebieten der Wüste, in der Nähe von Oasen und ähnlichen Gebieten, die als Grundlage für eine ausgeprägtere Flora und Fauna dienen, lebt der Gomaji. Dieses etwa zwei bis zweieinhalb Fuß große Raubtier ernährt sich in erster Linie von anderen, kleineren bis etwa gleichgroßen Tieren, die in diesen Gegenden heimisch sind. Teilweise fällt es aber auch Rhejvandari an, die aufgrund längerer Reisen ohne Wasser oder Nahrungsmittel durch die Wüste entkräftet und nicht mehr in der Lage sind, sich zu wehren. In seltenen Fällen, wenn er länger keine lebende Beute mehr erlegen konnte, frisst der Gomaji auch Tierkadaver, um seinen Hunger zu stillen.
Gomaji leben in kleineren Rudeln, die meist aus fünf bis sechs Tieren bestehen und von jeweils einem Männchen und einem Weibchen angeführt werden. Nur zwischen diesen beiden findet eine Paarung statt und der daraus resultierende Nachwuchs wird Teil des Rudels. Es kann vorkommen, dass eines der beiden Leittiere seinen Partner verstößt und einen neuen Gefährten wählt. In diesem Fall sinkt der ehemalige Anführer in der Hierarchie und wird wieder zu einem gewöhnlichen Mitglied. Eventuell verlässt er das Rudel auch ganz, um ein eigenes zu gründen oder sich anderen Gomaji anzuschließen.
Auf die Jagd gehen Gomaji in der Regel nur alleine oder höchstens zu zweit. Der Rest des Rudels kümmert sich solange um den Schutz der Jungen oder unternimmt eigene Streifzüge. Während des Jagens sind der sehr lange Schwanz und die beweglichen Ohren, die ähnlich einer Peitsche eingesetzt werden können, von großer Hilfe. An deren Enden befinden sich Haarquasten, die loderndem Feuer gleichen. Beim Versuch, die Beute zu erlegen, wirbeln diese Quasten durch die Luft, ringeln sich geschickt um das Beutetier und erzeugen zusammen mit dem peitschenden Geräusch eine überzeugende Illusion von knisternden Flammen. Dadurch wird das sowieso schon verängstigte Tier dermaßen aufgeschreckt, dass es seine Richtung abrupt ändert und den Gomaji unter Umständen direkt entgegenläuft.
Der Gomaji ist mit dem größeren, in den Wäldern lebenden Wugom verwandt, was vor allem an dem etwas massigen Kopf, den Fortsätzen an den Ohren und der feurigen Färbung an den Pfoten zu erkennen ist. Beide tragen die Silbe "Gom" im Namen, die als allgemeine Bezeichnung diese Raubtierfamilie von den Rhejvandari verwendet wird.
Der Gomaji scheint während seiner Jagd kaum Notiz von euch zu nehmen, so begierig ist er darauf, seine Beute zu fangen. Schon nach kurzer Zeit verschwindet er hinter der nächsten Sanddüne, nur hin und wieder könnt ihr die Spitze seines langen Schwanzes durch die Luft wirbeln sehen.
Trotz allen Suchens könnt ihr leider keine weiteren Tiere entdecken. Die heiße Wüstenluft hat inzwischen stark an deinen Kräften gezehrt und du bist froh, als ihr endlich die Oase wieder erreicht. Ragnar erwartet euch bereits und bringt euch sicher nach Jhalkyrr zurück.
"Wir sollten uns erst ein wenig ausruhen, bevor wir weiterziehen!" Khirimal blickt dich fragend an. "Oder möchtest du, dass ich dir noch mehr zeige?"
|